Superzellen mit Hagel

 

Nach dem gestrigen Tag haben beschlossen wir etwas länger zu schlafen. Unser Startort Amarillo befand sich in dem Gebiet, für welches das SPC für heute die schwersten Gewitter ankündigte.

Als wir gegen 8 Uhr aufstanden, zogen bereits die ersten Wolken am Himmel entlang.

 

Unser Zielgebiet war Lubbock in Texas. Dort rechnete das SPC mit Bildung so genannter LP-Superzellen. LP steht für "low precipitation", also kleinräumige Niederschlagsfelder, die sich zumeist auf den unmittelbaren Kernbereich einer Gewitterzelle beschränkten.

Lp-Superzellen bringen selten Tornados hervor, neigen jedoch zu großem Hagel und sind außerdem meist sehr fotogen. Weil die Gewitterbildung erst für den Nachmittag erwartet wurde blieb uns in Lubbock noch Zeit für Einkäufe und einen Stadtbummel. Jedoch das Warten war schon ätzend. Dazu wurde die Gegelegenheit genutzt sich ausruhen und die Augen zu schliessen.

Gegen 16 Uhr wurde es ernst. Eine zunächst noch unscheinbare kleine Zelle entwickelte sich mehr und mehr zur mächtigen Gewitterwolke, die bald schon die typischen Strukturen einer LP Superzelle mit ausgeprägter Versorgungslinie zeigte.

 

Gleichzeitig durchstießen rings um uns herum zahlreiche kleinere Quellwolken den unsichtbaren atmosphärischen "Deckel", der die Gewitterbildung bis jetzt noch gehemmt hatte. Die Folge: Binnen Minuten schossen mehrere beeindruckende Zellen in den Himmel. Das Baronsystem zeigte 2 Zellen die direkt auf uns zukamen.. Für uns wurde sofort klar, dass wir nicht mehr die Jäger, sondern nunmehr die Gejagten waren.

Das Problem ist, dass man derart unberechenbare Zellen nur schwer umfahren kann, so dass die Gefahr wuchs, von Großhagel getroffen zu werden. Der könnte nicht nur unsere Autos beschädigen, sondern auch uns selbst gefährlich werden. Bereits tennisballgroßer Hagel kann zu schweren Verletzungen führen und beim Aufenthalt im Freien besteht zusätzlich auch noch ein erhebliches Risiko vom Blitz getroffen zu werden.

So versuchten wir den auf uns zusteuernden Zellen zu entkommen. Dies klappte solange, bis sich plötzlich und unerwartet weitere Zellen ganz in unserer Nähe entwickelten. Unser NOAA Wetterradio schlug Alarm und berichtete von sehr großem Hagel aus dieser neuen Zelle. Wir versuchten nach Norden auszuweichen, aber die Gewitterzellen sind schneller als wir und nahmen uns in die Zange.

 

Als es uns zu brenzlig wurde suchten wir Schutz unter dem Vordach einer Tankstelle und liessen die Zellen über uns hinweg ziehen. Zum Glück fiel nur centgroßer Hagel. Da sich der Tag inzwischen dem Ende neigte, machten wir noch ein paar wunderschöne Aufnahmen vom Sonnenuntergang und fuhren zurück nach Amerillo, wo unsere heutige Tour nach 522 Kilometern beendeten.

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